Johannesbasilika in Selçuk

 

     
 

 

In der Basilika  
   

Die Johannesbasilika war einer der größten Sakralbauten des Byzantinischen Reichs. Sie war eine dem Apostel Johannes geweihte, von Kaiser Justinian gestiftete, frühchristliche Basilika. Ihre Reste befinden sich am Hang des Ayasoluk-Hügels, in der Nähe des Zentrums von Selçuk, direkt unterhalb der byzantinisch-seldschukischen Festung.
Das Zentrum des byzantinischen Ephesos hatte sich seit dem 7. Jahrhundert auf den rund 3,5 km vom antiken Ephesos entfernt gelegen Hügel verlagert.

 
   

 
Das Tor der Verfolgung  
   

Als die Araber im 7./8. Jahrhundert Ephesos angriffen, wurde rings um die Kirche eine Verteidigungsmauer gezogen. Die Mauer hatte 20 Türme und drei Tore. Über den Torbogen wurden Sarkophage in die Mauer eingebaut.
Auf einem dieser Sarkophage, der sich inzwischen in England befindet, war die Verfolgung des Hektor durch Achill dargestellt. Darum wurde dieses Tor "Tor der Verfolgung" genannt.

 
   

 
Teilstücke der ehemaligen Verteidigungsmauern  
   

Seit der Mitte des 2. Jahrhunderts ist eine frühchristliche Tradition greifbar, die den mit dem Lieblingsjünger Jesu gleichgesetzten Apostel Johannes gemeinsam mit Maria nach Ephesos ziehen lässt, wo er das vierte Evangelium geschrieben haben soll. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ist das Johannesevangelium allerdings deutlich später entstanden.
Die Anhänger des Christentums wurden in den Jahren 37 bis 42 aus Jerusalem vertrieben. Nach der Enthauptung des Hl. Jakobs, Bruder des Johannes, sah Johannes eine große Gefahr und verließ mit Maria Jerusalem. Im Jahre 41 wanderten sie durch Syrien nach Anatolien bis nach Ephesos. Ephesos war damals eine wichtige Zentrale der Missionstätigkeit. Nachdem Paulus 62 n. Chr. hingerichtet worden war, hat er gemäß frühchristlicher Tradition dessen Amt übernommen.

 
   

 
In der Basilika  
   

Der altkirchlichen Überlieferung zufolge wurde der Hl. Johannes während der Christenverfolgung von Kaiser Domitian (81-96) verhaftet.
Eine Legende aus dem Leben des Apostels ist besonders bekannt: Da die Priester des Artemistempels in Ephesos fürchteten, durch Johannes zu viele Anhänger zu verlieren, stellte ihn der Oberpriester vor die Wahl, entweder im Tempel zu opfern oder einen Becher mit Gift zu leeren, an dem zuvor zwei Verbrecher gestorben waren.
Als Johannes über dem Becher das Kreuzzeichen schlug, entwich das Gift in Form einer Schlange. Johannes breitete danach seinen Mantel über die beiden Toten und erweckte sie wieder zum Leben. Davon tief betroffen, soll der Oberpriester selbst zum Christentum übergetreten sein.
Die Kunde von diesem Wunder verbreitete sich rasch und Domitian war dadurch so von Angst erfüllt, dass er Johannes freiließ und auf die griechische Insel Patmos verbannte.
Nach dem Tode Domitians soll Johannes gemeinsam mit Maria nach Ephesos zurückgekehrt sein und das Johannesevangelium verfasst haben.

 
   

 
Die Grabkammer des hl. Johannes  

 

 

Johannes starb angeblich in den ersten Regierungsjahren des Kaisers Trajan (101 n. Chr.). Er ist der einzige Apostel, der eines natürlichen Todes starb. Er wurde, seinem Wunsch gemäß, auf einem Friedhof über der Stadt beerdigt. Über der Stelle des Grabes wurde zunächst ein Mausoleum in Form eines von vier Säulen getragenen Kreuzgewölbes errichtet.

 

 

 

Nachdem das Christentum im späteren 4. Jahrhundert Staatsreligion geworden war, wurde über Johannes' Grab eine Kirche errichtet. Für den Bau wurden die Steine und der Marmor des zerstörten Tempel der Artemis verwendet.
Kaiser Justinian (527–565) ersetzte diese Kirche durch eine dreischiffige Basilika in Form eines Lateinischen Kreuzes.

Die Basilika ist 130 m lang und 40 m breit und gehörte zu den sieben großen Kirchen Kleinasiens. Sie zählte zusammen mit der Hagia Sophia zu den größten spätantiken bzw. frühbyzantinischen Kirchen und war im Mittelalter ein Wallfahrtsort.

Nach der Eroberung durch die Seldschuken 1330 wurde die Johanneskirche zeitweise als Moschee benutzt.
Nachdem im Jahr 1375 die Isabey-Moschee gebaut wurde verlor die Basilika als Moschee ihre Bedeutung. Im 14. Jahrhundert beschädigte ein Erdbeben den Bau, 1402 zerstörten Timurs Reitertruppen die Kirche vollständig.

 
   

 

 

 

Das Taufbecken im Baptisterium

 

 

 

Im Baptisterium wurde der Taufakt vollzogen: Es ist ein achteckiger, Johannes dem Täufer geweihter Raum. In ein in den Boden eingelassenes rundes Taufbecken stieg der Täufling über drei Stufen, aus Richtung Westen kommend, um die Taufe zu empfangen. Anschließend verließ er, wieder über drei Treppenstufen, das Becken in Richtung Osten.

 
     
     
Fotos: @chim    
Text: Wikipedia u.a.