Akdamar in Armenia

 

     
 

 

Die Insel Akdamar im Van See  
   

Eine Stele mit der Inschrift des urartäischen Königs Menua (810 bis 785 v. Chr.) berichtet von der Anlage eines Bewässerungskanals im Land Erinu. Die Insel wurde im vierten Jahrhundert durch die armenische Herrschaftsfamilie der Rschtuni befestigt.
Die Gründung eines Klosters auf der Insel ist für das Jahr 653 durch Theodoros Rštuni belegt. In der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts kam die Insel unter die Herrschaft der Artsruni.

 
   

 
Die Westseite der Insel  
   

Akdamar, auch Ahtamar, ist die zweitgrößte Insel im Vansee. Die Insel war von 908 bis 1021 eine Pfalz der armenischen Könige, 920/931 – 950/992 Aufenthaltsort des Katholikos von Dvin sowie Sitz des Katholikos von Aghtamar von 1116 bis 1895. Die Insel war lange Zeit das kulturelle Zentrum der Armenier im Armenischen Hochland.

 
   

 
Die armenische "Kirche zum heiligen Kreuz"  
   

Berühmt ist die Insel vor allem wegen ihrer armenischen Kirche, der "Kirche zum Heiligen Kreuz". Die Kirche bildet den Rest einer zwischen 915 und 921 durch den Architekten und früheren Bildhauer Manuel im Auftrag von Gagik Arzruni, König von Vaspurakan, gebauten Stadt mit Kloster- und Palastanlage.

 
   

 
Die "Kirche zum heiligen Kreuz"  
   

Die Außenwände der Kirche sind reich mit Reliefs verziert, die viele bekannte biblische Geschichten darstellen, wie zum Beispiel die von Adam und Eva, Jona und dem Wal oder David gegen Goliath. Außerdem wurden auf den Reliefs 30 Tierarten entdeckt, die heute teilweise ausgestorben sind oder kurz vorm Aussterben sind. So geben die Reliefs die damalige Fauna in Anatolien wieder. Ein derart reicher Skulpturenschmuck war zur damaligen Zeit sonst unbekannt. Im Westen setzte die Entwicklung der Bauskulptur erst etwa 100 Jahre später ein. Im Inneren der Kreuzkirche sind die Wände mit zum Teil noch erhaltenen Fresken bemalt.

 

 

 
 
Wandrelief  

 

 

Bis 1895 diente die Kirche als Patriarchalkathedrale für das regional bedeutende Katholikat von Aghtamar der Armenischen Apostolischen Kirche. Nach dem Tod des letzten Katholikos von Aghtamar, Khatschatur III. (1864–1895), blieb der Sitz vakant. 1910 umfasste die Diözese von Aghtamar 130 Gemeinden, 203 Kirchen und 70.000 Gläubige. 1915 wurde das Kloster zerstört, die Kirche geplündert und die Mönche getötet.

 

 

 

 

Wandrelief

 

 

 

Per Beschluss des osmanischen Justiz- und Kultusministeriums vom 10. August 1916 wurde das Katholikat von Aghtamar aufgehoben. 2005 beschloss die türkische Regierung die Restaurierung des historischen Bauwerks.
Am 29. März 2007 ließ die türkische Regierung die mittelalterliche armenische Kirche ohne christliches Kreuz als Kulturdenkmal eröffnen. Am 19. September 2010 fand nach etwa 95 Jahren zum ersten Mal wieder ein christlicher Gottesdienst in der Kirche statt. Vorherige Differenzen wie das Aufstellen eines Kreuzes wurden gelöst.
Zu der zweistündingen Messe reisten neben türkischen Armeniern viele Armenier aus Armenien und den USA an. Anfang Oktober wurde ein 2 Meter großes und 110 kg schweres Kreuz auf die Kirche gesetzt.

 

 

 
 

Wandrelief

 
     
     
Fotos: @chim, Monika P.    
Text: Wikipedia u.a.