Nemrut Dağı in Cappadocia

 

     
 

 

Der Aufstieg zum Tumulus  
   

Eines der unglaublichsten steinernen Zeugnisse menschlichen Geltungsdranges: Die Terrassen der Götter auf dem Nemrut Dağı. Auf dem Gipfel des Berges erhebt sich eine monumentale Kombination aus Heiligtum und Grabstätte. Sie wurde von dem späthellenistischen König Antiochos I. Theos (69–36 v. Chr.) von Kommagene errichtet. Das Heiligtum sollte Zentrum einer neuen Religion sein, die persische und griechische Mythologie vereinte.
Man mag schon fassungslos vor den Pyramiden Ägyptens stehen und sich fragen, wie gewöhnliche Sterbliche die riesigen Steinblöcke transportieren und zu Pharaonischen Gräbern aufeinander schichten konnten – aber die schiere Tollkühnheit, einen ganzen Berggipfel in ein Denkmal zu verwandeln, ist in der Weltgeschichte einmalig.

 
   

 
Aus diesen Schottersteinen besteht der Tumulus  
   

Das Grabmal besteht aus einer Geröllaufschüttung mit einem Durchmesser von 150 m und einer Höhe von 50 m. Der Hügel, dessen Besteigung verboten ist, ist umgeben von drei Terrassen im Norden, Westen und Osten. Auf der westlichen und östlichen Terrasse sind große Götterstatuen und Stelen zu sehen, die König Antiochos in Gesellschaft mehrerer Götter darstellen. Um Platz für die Errichtung des Heiligtums zu schaffen, wurden rund 300.000 m³ massiver Fels abgetragen. Links der westlichen Terrasse ist noch ein 10 m hoher Rest des ehemaligen Gipfels zu sehen.

 
   

 
Die Ost-Terrasse  
   

Auf der östlichen und westlichen Terrasse sind große Götterstatuen zu sehen, die König Antiochos in Gesellschaft von griechisch-persischen Göttern darstellen. Dazu kommen verschiedene Reihen von Reliefstelen, die die Ahnengalerie des Königs und andere Verwandte darstellen, sowie Abbildungen von rituellen Handlungen. Um Platz für die Errichtung des Heiligtums zu schaffen, wurden rund 300.000 m³ massiver Fels zu Schottersteinen verkleinert und aufgeschichtet.  Drei Prozessionswege führen auf den Berg.

 
   

 
Auf der West-Terrasse  
   

Im Laufe der Zeit haben Erdbeben, Unwetter und zahlreiche Besucher dazu beigetragen, dass ein großer Teil der Reliefs zerstört und die einstmals 8–10 m hohen Statuen heute kopflos sind. Die Häupter sind vor den Statuen aufgestellt.
Im Hügel wird eine Grabkammer vermutet, die allerdings ungeachtet vieler Versuche, in das Innere des Hügels vorzudringen, bis heute nicht nachgewiesen wurde.

 
   

 
Auf der West-Terrasse  

 

 

Die Kultstätte wurde 1881 vom deutschen Ingenieur Karl Sester wiederentdeckt. Seitdem führten türkische, amerikanische und deutsche Archäologen hier Ausgrabungen durch. Die ersten Erforscher waren 1882/83 Otto Puchstein und Carl Humann, ihnen folgte in den 1950er und 1960er-Jahren ein deutsch-amerikanisches Ausgrabungsteam mit Friedrich Karl Dörner und Theresa Goell von den American Schools of Oriental Research. 1987 wurde das Grabheiligtum in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. Seitdem waren verschiedene Gruppen, darunter die International Nemrud Foundation und zuletzt die Mitglieder des Commagene Nemrut Conservation and Development Program von der Technischen Universität des Nahen Ostens auf dem Berg tätig.

 

 

 
 
Auf der West-Terrasse  

 

 

Antiochos selbst gab sich kurz nach seiner Krönung den Namenszusatz Theos (Gott), eine auch im Rahmen des hellenistischen Herrscherkultes ungewöhnliche Selbstvergöttlichung.
In zwei langen griechischen Inschriften legte der König fest, wie genau er zu Lebzeiten und nach seinem Tod verehrt werden sollte. Seine Abstammung führte er väterlicherseits auf die achämenidischen Großkönige Dareios I. und Xerxes I. und mütterlicherseits auf die Seleukiden mit Alexander dem Großen als Ahnherren zurück.

 

 

 

 

Sonnenuntergang am Nemrut

 
   

Die Monumentalstatuen mit dem Altar und den Reliefs bieten, besonders bei Sonnenauf- und -untergang, ein beeindruckendes Bild. Die Anlage gilt als unfertig, da keinerlei Spuren von abgehaltenen Kulthandlungen vorgefunden wurden.

Der heutige, türkische Name des Berges bezieht sich auf den sagenhaften, in Bibel und Koran vorkommenden König Nimrod.

 
   

Der Nemrut Dagi befindet sich im Norden des Landkreises Kâhta der türkischen Provinz Adiyaman.
Er gehört zu den Ankar Daglari, den westlichen Ausläufern der zum Taurusgebirge gehörenden Maden Daglari, nördlich liegen die Malatya Daglari, die die Grenze Kommagenes bildeten. Über letztere führen Passstraßen in die Gegend von Malatya, die militärisch und als Karawanenwege genutzt wurden und zum Teil noch heute in Gebrauch sind.
Auch wenn einige Berge des Grenzgebirges im Nordwesten höher sind, ist der Nemrut Dagi eine aus fast allen Richtungen sichtbare Landmarke. Er überblickt nach Südosten Nordmesopotamien und das Euphrattal, nach Südwesten den Fluss Kahta Çayi (auch Cendere Çayi, antiker Name Chabinas) und Adiyaman sowie nach Süden das heute im Atatürk-Stausee verschwundene Samosata und den Euphratübergang bei Zeugma.
Von der südwestlich gelegenen Residenzstadt Arsameia am Nymphaios führte ein Prozessionsweg zum Nemrut Dagi.

 
     
     
Fotos: @chim    
Text: Wikipedia u.a.