Tepesidelik Han (Öresun Han)

 

     
 

 

Die Vorderfront  
   

Der Han wird im Volksmund wegen des seinerzeit eingestürzten Daches Tepesi delik Han ("Der Han, dessen Dach ein Loch hat") genannt. Heute aber auch Öresun Hani, aber auch Oresin Hani, Öresin Hani.
Es gibt keine Quellen aus der Seldschukenzeit, die den Namen des Han belegen. Es ist anzunehmen, dass die heute gebräuchlichen Namen erst in der osmanischen Zeit verwendet wurden.
Lange Zeit wurde vermutet, der Bau sei Ende des 13. Jahrhunderts entstanden. Ein Stifter des Han war nicht überliefert. Mit dem Ende der Seldschukenherrschaft verlor die Karawanserei an Bedeutung und verfiel allmählich. Da der Han abseits von Siedlungen lag, wurde er nicht als Steinbruch für andere Gebäude genutzt. Bis ins 20. Jahrhundert blieben allerdings nur noch einige Außenbögen und -wände stehen, das Portal sowie die Kuppel waren zerstört.

 
   

 

Das Eingangsportal

 
   

2007 beschloss die Regionaldirektion Konya die Renovierung des Han. Im gleichen Jahr wurde unter den Trümmern die Inschriftentafel gefunden, die auf die Erbauung des Han hinwies. Die deutsche Übersetzung der Inschrift lautet:

Malik Sultan Schah, Sohn von Kiliç Arslan, der Sohn des Schah und großen Sultans Mas'ud,
hat den Bau dieses Han in seiner Regierungszeit 584 nach der Hidschra befohlen."

Die Platte befindet sich jetzt oberhalb des Portals. So wurde das Baujahr auf 1188 (entspricht 584 des islamischen Kalenders) festgelegt und als Stifter der zweitälteste Sohn von Kiliç Arslan II., Malik Schah, genannt. Mittlerweile gibt es Zweifel an der Inschrift; so ist die letzte Ziffer nicht eindeutig lesbar und es gibt auf Grund der Kalligraphie verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten der Inschrift. Allgemein gilt heute die Regierungszeit von Sultan Kiliç Arslan II. von 1156 bis 1192 als Entstehungszeitraum für den Han.

Die Renovierung wurde 2010 beendet und am 17. Oktober 2010 wurde der Han als Gasthof für Touristen eröffnet.

 
   
 
Der großzügig angelegte Parkplatz auf der Südwestseite  
   

Durch die Renovierung 2007 bis 2010 wurde das Aussehen des Han verändert. Die Außenwände wurden erneuert, verdickt und mit Kalksandstein verkleidet. Dabei wurden auch die Fassaden erhöht, so dass es von außen wirkt, als hätte der Han in jeder Himmelsrichtung einen Zugang. Vom ehemaligen Eingangsportal war nichts übrig, es wurde komplett erneuert. In den Schuttresten fanden sich keine Spuren der typischen seldschukischen Muqarna-Verzierung. Auch andere Verzierungen wurden nicht gefunden. Statt einer runden Kuppel wurde bei der Restaurierung eine pyramidenähnliche achteckige Spitzkuppel aufgesetzt.

 
   
 
   

Der Tepesidelik Han, oder auch Öresun Han, besteht aus einem bebauten, circa 25 m breiten und 34 m langen Rechteck, das vollständig überdacht ist. Es fehlt der typische Innenhof. Vom Eingangsportal geht das Hauptschiff bis zum Ende der Nordostwand. Das Hauptschiff ist ungefähr zwei Meter höher als die Seitenschiffe. In der Mitte des Hans läuft das Querschiff von Ost nach West. An ihrem Schnittpunkt befindet sich eine Kuppel. Die Anordnung der Seitenschiffe ist für einen Seldschuken-Han ungewöhnlich: Sie sind von allen Seiten zugänglich; die Tonnengewölbe werden von 24 Säulen gestützt (siehe Plan).

 
   

 
   

Außergewöhnlich sind auch die runden Bögen und das Gewölbe im Han. Während die Bögen normalerweise leicht spitz zulaufen, befinden sich im Tepesidelik Han runde Bögen. Man führt dies darauf zurück, dass für den Bau Steine aus einem in der Nähe befindlichen byzantinischen Bauwerk verwendet wurden; so befand sich in Kalebalta (nördlich des Han) eine Befestigung der Byzantiner. Im hinteren Bereich sind Spolien mit eingeritzten Rosettenkreuzen verbaut, die aus zerstörten Kirchen des 5. bis 7. Jahrhunderts stammen.

Die Mauern bestanden aus zwei Wänden, deren Zwischenraum mit Mörtel und Schutt gefüllt wurde. Sie waren dünner als bei anderen Seldschuken-Hans. Fünf kleine Fensterschlitze in der Mitte der Nordwand und jeweils zwei an der Ost- und Westseite sorgen für Tageslicht. Die Kuppel, die nicht mehr original restauriert wurde, hatte vermutlich auch Fenster.

 
   

 
   

 
Grundriss der Karawanserei Tepesidelik Han

nach Erdmann

 
1   Eingangsportal  Mittelgang
2   Kuppel  Quergang
   
     
Fotos: @chim, Monika P.    
Quelle: Wikipedia u.a.